Willy Müller-Lückendorf

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Nachbetrachtung zur Gedenkausstellung in den Städtischen Museen Zittau vom 28.Mai bis 25.September 2005


Immer wenn die Städtischen Museen Zittau ihre Türen zu Ausstellungen öffnen, erleben wir Besonderes.

Auch die Gedächtnisausstellung "Willy Müller-Lückendorf" anlässlich seines 100.Geburtstages war solch ein künstlerisches Ereignis in unserer ostsächsischen Region - mit einer außergewöhnlichen, nicht erwarteten Ausstrahlung darüber hinaus. Die zahlreichen Eintragungen im Gästebuch und die Vielzahl von Gesprächen vor den Bildern bewiesen die große Verehrung der Kunst Willy Müllers. Dies liegt wohl auch daran, dass Willy Müller sich und seinem Malstil, trotz mancher Anfechtung und oft zu seinem Nachteil, bis zu seinem Tode 1969 treu geblieben ist.

Seine tiefsinnige und feine Malweise entspricht unseren Empfindungen. Besondes auch dann, wenn wir der schönen Natur in ihrer Gesamtheit und ihren Stimmungen zugeneigt sind oder uns mit unserer Oberlausitzer und Nordböhmischen Heimat verbunden fühlen.

Willy Müller wendete sich in den 20er Jahren nicht der "Neuen Sachlichkeit" in der Kunst zu, seine frühen Arbeiten weisen vielmehr erkennbare impressionistische Tendenzen auf, ab den 30er Jahren sind seine Landschaftsbilder der Neuromantik zuzuordnen. Seine naturalistisch anmutenden Bilder erinnern uns an die deutsche Frühromatik und geben uns einen Einblick in seine gründlichen Naturstudien, seine Gefühlswelt und sein handwerkliches Können. Seit etwa 1930/32 malte er seine Bilder bevorzugt in altmeisterlich lasierter Technik. Willy Müller entwickelte eine Meisterschaft in der Wiedergabe feiner Töne und wurde ein Maler des Himmels und der Tiefe der Landschaft.

Die Ausstellung dauerte vom 28.Mai bis 25.September 2005, einschließlich einer 3-wöchigen Verlängerung.

Die feierliche Eröffnung mit über 200 Gästen im spätgotischen Chor der Zittauer Klosterkirche war geprägt von der bewegenden und sehr zu Herzen gehenden Laudatio des Direktors der Städtischen Museen Zittau, Herrn Doz. Dr. sc. phil. Volker Dudeck; die festliche Umrahmung mit Musik von W. A. Mozart und Rezitationen aus " Verse auf ein kleines Bergdorf" von Franz Hackel gestalteten das Zittauer Flötenquartett und die Lückendorferin Stefanie Gayhs.

Nach einer 17-wöchigen Ausstellungsdauer ging mit nahezu 4000 Besuchern - aus verschiedensten Gebieten Deutschlands - nicht nur die bisher größte und umfangreichste Personalausstellung zum Schaffen Willy Müllers zu Ende, sondern auch eine der erfolgreichsten Kunstausstellungen, die die Städtischen Museen Zittau in den letzten Jahren gezeigt haben. Die 750-Jahrfeier der Stadt Zittau und die für Ausstellungen gefällige Sommerzeit förderten das offenkundig große Interesse an dieser Gedächtnisausstellung.

96 Gemälde und Zeichnungen waren aus ganz Deutschland - ein Bild sogar aus der Schweiz - zusammengetragen worden und mit großem Feingefühl hervorragend präsentiert; ergänzt von weiteren Zeugnissen seines beruflichen und künstlerischen Lebensweges wie Tischdecken, Kalenderblättern und den " Verse auf ein kleines Bergdorf" von Franz Hackel mit farbigen Illustrationen von W. Müller.

Dem Rundgang der Ausstellung folgend zeigten sich dem Betrachter:

Vervollständigt wurde die Kunstausstellung mit Lebensdaten zu Willy Müller, einem Informationsheft zu seiner rückseitigen Bildbeschriftung, Hinweisen zu topografischen Benennungen einzelner Berge und Landschaften; Gruppen- und Einzelführungen sowie im Barocksaal des Heffterbaues zwei begleitende Vorträge mit Hintergründigem, Wissenswertem und Vergnüglichem zu den Bildern des Malers. Mit dem gutbesuchten Abschlussvortrag am 25.September "Aus dem Leben und Schaffen meines Vaters, des Malers Willy Müller" endete eine beeindruckende Ausstellungszeit. Es mischten sich Freude über den Erfolg mit etwas Wehmut, denn eine solche Präsentation zum Schaffen Willy Müllers wird es vielleicht erst in ferner Zukunft wieder geben können. Was bleibt ist sein Werk und die Erinnerung - beide werden fortwirken.
Dazu trägt im besonderen Maße das zu Ausstellungsbeginn erschienene Themenheft der Zittauer Geschichtsblätter (Nr. 31) "Der Maler Willy Müller - Lückendorf" bei. Diese Veröffentlichung war nicht nur eine herausragende thematische Begleitung der Gedächtnisausstellung, sondern darüber hinaus auch die bisher ausführlichste Publikation zu Leben und Schaffen des Landschaftsmalers; ergänzt mit einer Fülle von bestens recherchierten Hintergrundbeiträgen, die uns Willy Müller in seiner Zeit wieder lebendig werden lassen.

Die Sächsische Zeitung, die regionalen Wochen- und Gemeindeblätter sowie verschiedene Institutionen in Internet und Rundfunk unterstützten und förderten seit 2002 die Vorbereitungen und die Ausstellungszeit durch informative Berichte und anschauliche Reportagen zum künstlerischen Schaffen des Lückendorfer Malers. Ohne einer breiten Anteilnahme an diesem Projekt und einem gemeinschaftlichen Hinstreben zu diesem künstlerischen Ereignis wäre der große Erfolg dieser Ausstellung nicht möglich gewesen.
Allen Leihgebern und Helfern, die direkt und indirekt zum Gelingen beitrugen sei nochmals sehr herzlich gedankt.


Knut Müller

Februar 2006

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